Mein erster Monat
Es ist einen Monat her, dass ich ins Flugzeug gestiegen bin und ich kann tatsächlich behaupten, mich etwas eingelebt zu haben. Ich habe viel gelernt und gesehen!
Am 27.08. bin ich umgezogen, jetzt wohne ich in Sabanilla, am Rande von San José. Es gibt hier alles, was man so braucht; Supermärkte, Sodas (kleine Restaurants), Apotheken, Gyms, Banken... Trotzdem ist es um Einiges ruhiger als in San José, was mir sehr wichtig ist, da man abends echt fertig nach Hause kommt nachdem man durch die Trubel-Innenstadt gelaufen ist. Ich fühle mich hier sehr wohl, habe mein Zimmer schön mit meinen Fotos und einer Lichterkette und einer Landkarte eingerichtet! Meinen Kleiderschrank musste ich mit ein paar wärmeren Sachen, wie z.B. Kuschelsocken auffüllen, jetzt ist alles super gemütlich! Ich kann hier in meinem Stadtteil um den Fußballplatz joggen gehen oder auf dem Sportplatz zwischen Schmetterlingen Yoga machen. Mittwochs gehe ich zu einem Zeichenkurs, was ich in Deutschland schon immer einmal machen wollte, aber wofür ich nie Zeit gefunden hatte. Wenn ich mich mit anderen Freiwilligen und Bekannten treffe, dann direkt nach der Arbeit. Als ich es noch nicht wusste, war ich deshalb mit meiner Uniform in einer Bar, das passiert mir nicht noch einmal, denn ich habe jetzt immer Wechselklamotten mit dabei! Im Sabana Park kann ich Tennis spielen, aber nur einmal die Woche, da ich dafür durch die ganze Stadt fahren muss. Ich nehme mir vor, ein Fitnessstudio aufzusuchen und einen Tanzkurs zu besuchen, damit ich endlich Bachata und Salsa tanzen kann! Mal sehen, was ich realisieren kann, denn mein Zeitplan ist schon wieder so voll wie er in Deutschland war... Meine Vermieterin Ana Ligia hilft mir nun immer, wenn ich Fragen habe. Ich habe zwar einige bestimmte Regeln zu befolgen, aber das ist auch gut so. Ich freue mich sehr, dass sie mir hilft, meine Wäsche zu waschen, denn irgendwie bedeutet Haushalt doch mehr Arbeit als ich dachte! Als kleinen Funfact kann ich hier jedoch anbringen, dass eine hygienische Frau aus Costa Rica ihren BH nur einen Tag trägt, zwei Tage gehört sich nicht. Inwiefern das wahr ist, weiß ich nicht so recht 😁Am 11.09. hatte sie Geburtstag, wir haben gemütlich zusammen Schweizer Käsefondue gegessen.
Ich hatte ein paar Situationen, die echt ungewohnt für mich waren. Mein erstes kleines "Temblor" (man unterscheidet hier zwischen Temblor = schwaches Erdbeben und Terremoto = starkes Erdbeben) habe ich erst gar nicht gecheckt. Ich dachte, mir wäre schwindelig und ich kippe gleich um, aber es lag nicht an mir. Anders als ich es mir vorgestellt hatte, wackeln die Gegenstände nicht, sondern alles schwankt leicht. Es gibt außerdem so starken Regen, dass die selbstgebauten Häuser in sehr, sehr armen Vierteln weggespült werden, Vulkane (die sind momentan zum Glück ruhig), sogar der Hurrikane könnte uns erreichen... Und in Deutschland hatte ich nie etwas in dem Sinne zu befürchten. Davon unabhängig kann ich mich noch nicht richtig an das Zentrum San Josés gewöhnen. Die Rufe von Leuten, die etwas verkaufen wollen, bleiben mir im Kopf hängen. Es fühlt sich falsch an, einfach an anderen Menschen vorbeizugehen als seien sie Luft, aber so machen das hier die meisten in der Hauptfußgängerzone. Ich empfinde es noch etwas extremer als in Deutschland. Schließlich bin ich teilweise noch aufgeschmissen mit meinem Spanisch. Wenn es in Gesprächen um ernste Themen wie den zweiten Weltkrieg geht, muss ich noch mehr darauf achten, alles richtig zu verstehen und richtig zu formulieren, damit keine Missverständnisse entstehen. Wenn in einer großen Gruppe gescherzt wird, kann ich nur mitlachen, wenn ich gut zuhöre. Das kann manchmal wirklich anstrengend sein!
Mein Arbeitsalltag sieht wie folgt aus: von 8 bis 16 Uhr von Montag bis Donnerstag sind meine Arbeitszeiten. Dazu muss ich um 6:30 zum ersten Bus gehen und komme dann um 17:15 wieder, wenn ich direkt nach Hause fahre. Ich gehe in der Fundación nun regelmäßig mit in den Englisch- und "Desarollo Personal"(Persönlichkeitsentwicklungs)-Unterricht. Ich nehme dabei eine Zwischenposition zwischen Lehrern und Auszubildenden ein, was etwas merkwürdig ist. Offiziell bin ich Mitarbeiterin, denn ich trage nicht das weiße Hemd der Auszubildenden sondern das blaue der Lehrer. Ich darf mich mit den Auszubildenden auch nicht außerhalb der Fundación treffen, denn in gewisser Weise bin ich dann doch eine Autoritätsperson. Deshalb nutze ich umso mehr die Zeit bei der Arbeit in den Pausen, um mich mit ihnen zu unterhalten. Manchmal fühle ich mich noch nicht wirklich "gebraucht" und plane deshalb, bei der Organisation der Graduationsfeier im Dezember mitzuhelfen und in Kleingruppen eine Art Nachhilfeunterricht, Sprachunterricht oder Geigenunterricht anzubieten. Außerdem helfe ich bei organisatorischen Dingen, z.B. archiviere ich Dokumente der Auszubildenden oder habe die Schulbücher mit erstellt.
Ich habe immer 3 Tage Wochenende, das ist so genial! Costa Rica ist nicht groß, das heißt, in diesen drei Tagen kann ich an fast jeden Ort hier reisen. Meine erste größere Reise ging nach Puerto Viejo mit drei anderen Freiwilligen Mathi, Lena und Ineke. Die drei sind von der gleichen Organisation und kannten sich somit schon vor ihrer Reise hierher. Wir sind zusammen mit Backpack in einem Reisebus losgereist, das funktioniert hier super, weil es von San José aus Busse in alle Richtungen gibt. Uns empfing ein schwarzer Strand, bewölkter Himmel, Palmen und ein türkises Meer. Durch die kleinen Straßen mit bunten Häusern und bunt bemalten Holzschildern sind wir zum Hostel gegangen, welches auf den ersten Blick sehr cool aussah. Wie ein Baumhaus, bunt und am Waldrand. Im Nachhinein kann ich jedoch sagen, dass es eine Erfahrung war, aber ich das nächste Mal nicht zu sehr sparen werde und ein sichereres und saubereres Hostel buchen werde (hier gibt es nämlich so wunderschöne Unterkünfte!). In den zwei Nächten konnte ich wirklich kaum schlafen, weil ich mir so viele Gedanken gemacht habe und mich nicht wohlgefühlt habe... Ich muss wohl noch etwas mehr "pura vida"-Einstellung gewinnen. Trotzdem kann man festhalten, dass wir viel Spaß dort hatten! So viel schlafen wäre nicht besser gewesen, denn wir wollten ja den Sonnenaufgang morgens am Strand genießen (wofür wir um 4:30 aufgestanden sind) und abends durch die Straßen gehen. Z.B. haben wir Rice&Beans (mit Kokosmilch!) probiert, was super lecker war! Wir haben andere aus dem Hostel kennengelernt, David aus Mexiko und Milan und Chris auch aus Deutschland. Mit ihnen waren wir am Surferbeach Cocles und im Nationalpark Cahuita, dort gab es Schildkröten, Affen, Faultiere, Leguane, alles!! Ich liebe die Natur hier über alles. Wir sind jetzt Profis im "Pipa-Öffnen", das sind Kokosnüsse zum Trinken, die wir uns am Strand gesucht haben (#PIPAGANG)
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In Cocles: Milan, Chris, Lena, ich, Ineke, Mathi, David |
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Meine "familia tica" (Silvia, Alex, Marimalia und ich) |
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Marimalia und ich |
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Ein typischer Wagen, der für die Paraden verwendet wird, oft sitzen Kinder darin und gucken freudig raus und winken |
Wirklich spannend, was Du dort alles erlebst 😊 ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und tolle Erfahrung und freue mich auf weitere Blog-Einträge 🙂
AntwortenLöschenDanke!!! Ja ich halte euch alle auf dem Laufenden :)
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